Sonntag, 9. Februar 2014

Weltregierung oder 1% vs. 99%

Am 11.03.2011 begann die Unfallserie beim AKW Fukushima mit katastrophalen  Folgen für Mensch und Natur, die bei Weitem noch nicht absehbar sind. Aufgrund dessen beschloss Japan als logische Konsequenz den Atomausstieg bis 2040. 

Am 07.02.14 berichtet die Bild-Zeitung, dass die Regierung den Ausstieg aus dem Ausstieg und zudem weitere drei neue AKWs ans Netz bringen will.
Begründung: steigende Energiekosten, die unter anderem die Wirtschaftskraft Japans schwächen.
Wie kann ein Volk, dass bisher drei Mal unter den Folgen einer Kernschmelze gelitten hat (Hiroshima, Nagasaki, Fukushima) und über einen gesunden Menschenverstand verfügt, solche Entscheidungen durch seine Wahl dulden? Es sind gerade einmal knapp drei Jahre vergangen, bis es zum kollektiven Ignorieren gekommen ist.

Aber dies ist kein Einzelfall. Denn sobald es an unseren Geldbeutel geht, ist Ethik plötzlich zweitrangig. Klar, wir heucheln ein kollektives Bewusstsein und echauffieren uns auch ordentlich über Missstände. Aber die meisten tun NICHTS. Das belegt die Statistik: Sobald es deutlich mehr kostet, ist uns Öko-Strom oder Öko-Lebensmittel dann doch nicht so wichtig. Das Kaufverhalten zeigt, dass der Verbraucher bei hohen Preisunterschieden meist zum billigeren Produkt greift.

Ich höre immer wieder von geheimen Mächten (Weltregierung), die uns ins Verderben stürzen und die Schuld an der Misere sind. Aber wer Schuld vergibt, der vergibt Macht. Die Macht etwas zu verändern. Nein, wir sind verantwortlich. Wir spielen das Spiel mit. Wir sind die Idioten.



Wir sind Kleingeister, die 'fett' und 'faul' in unserer vertrauten Tretmühle feststecken: Aufstehen - Arbeiten - Rechnungen zahlen - Aufstehen - Arbeiten - Rechnungen zahlen.  Wir sind konsumsüchtig. Unser Ego gaukelt uns gierig ein Verlangen vor, welch wundervollen Dinge wir uns mit Geld kaufen können. Und wenn wir nun mehr Geld für Nachhaltigkeit ausgeben würden, dann fehlt es doch an anderer Stelle für unseren Konsumzwang?! Ich verstehe es nicht. Aber ist es wirklich so schwer, mal zu verzichten? 
Beispiel: Statt einem bisherigen, jährlichen Pro-Kopf-Verzehr von 60 Kg Fleisch, nur noch die Hälfte zu essen und damit das Doppelte bezahlen zu können?

Wir können es doch über unser Kaufverhalten steuern. Das hat der Fall "Brent Spar" aus dem Jahre 1995 eindrucksvoll gezeigt. Wir haben doch als Verbraucher die Macht, was und wie produziert wird. Wer denn sonst? Aber vom Gerede am Stammtisch oder teilen auf facebook wird nichts anders oder besser. Im Gegenteil, es führt dazu, dass die Menschen sich davor verschließen, weil sie es nicht mehr hören können. Der Mensch stumpft als adaptives Wesen nun mal ab.

Herzlichst Euer Michael Serve

P.S.: ich würde mich über Kommentare freuen, in denen konstruktive Tipps für nachhaltigen Konsum gegeben werden. Es bringt nämlich nichts, wenn man hetzt, aber die Lösung vorenthält!

1 Kommentar:

  1. Hallo Michael,

    wirklich ein aufrüttelndes Plädoyer, das sicherlich gerechtfertigt ist. Jedoch bin ich seit kurzem selbst erstaunt, wie viele Menschen bereits nachhaltig konsumieren. Die Community im Netz ist durchaus schon beträchtlich, wenngleich der Mainstream natürlich noch nicht viel mit dem Thema anfangen kann.

    Einen konstruktiven Tipp zum nachhaltigen Konsum kann ich tatsächlich selbst geben. In wenigen Wochen plane ich die Eröffnung eines Onlineshops für fair gehandelte Spezialitäten aus aller Welt. Wer sich für faire Weine, Schokoladen und Gewürze begeistern kann, sollte nicht zögern auszuprobieren. Wir testen alle Spezialitäten selbst und nehmen nur diejenigen ins Sortiment auf, die geschmacklich besonders hervorstechen. Faire Produkte sorgen nicht nur für faire Arbeitsbedingungen und gerechte Entlohnung der Hersteller, sondern bieten auch ein wahres Geschmackserlebnis. Ich würde mich über euren Besuch bei fair-einkaufen.com sehr freuen.

    Grüsse
    Christian

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